Auf unbestimmte Zeit – Aufgabenschwerpunkte!

Gestern haben sich die Bundesländer in Abstimmung mit der Bundesregierung über das weitere Vorgehen im Umgang mit der Coronakrise verständigt. Hierüber berichten alle Medien heute ausführlich. An dieser Stelle interessiert uns vor allem der Elementarbereich. Entgegen vielfach geäußerter Vermutungen und Vorschläge (z.B. Familienminister Stamp in NRW, siehe unseren Blog vom 14.4.2020) kleinschrittig und vorsichtig wieder in die Betreuung einzusteigen, bleiben die Kitas bis auf weiteres geschlossen. Die Notbetreuung wird allerdings fortgesetzt und möglicherweise auf weitere Zielgruppen ausgeweitet. Das ist aber noch nicht konkretisiert.

Die Politik konnte und wollte sich hier auch noch nicht auf einen genauen Zeitraum bzw. einen Zeitpunkt für die Wiedereröffnung der Kitas festlegen. Hier wird auf Sicht gefahren. Bundesländer und Bundesregierung werden sich im zweiwöchigen Rhythmus zusammensetzen und mit Blick auf die dann jeweilige aktuelle Situation, die nächsten Schritte vereinbaren. Das ist auch angemessen und sinnvoll, weil wir nicht auf Modelle und Vorerfahrungen zurückgreifen können, aus denen die weitere Entwicklung exakt abgeleitet werden kann. In den nächsten Wochen betreten wir Neuland

Was tun? – Drei Aufgabenschwerpunkte
Wenn wir auf die nächsten Wochen, auf die Zeit bis zu den Sommerferien gucken, stehen aus meiner Sicht folgende Aufgabenschwerpunkte an:
Kinder und Eltern: Wie halten wir den Kontakt zu unseren Kindern und zu deren Eltern? Wiê können wir da Kontinuität, Regelmäßigkeit reinbringen? Wie können wir die Eltern bei der häuslichen Betreuung unterstützen? Welche Angebote können wir machen? Wie können wir diese zuschneiden auf die unterschiedlichen Altersgruppen und deren Möglichkeiten? Wie können wir den Kindern helfen auch weiterhin als Gruppe im Kontakt zu bleiben? Wie geben wir ihnen weiter Einblick in Ihre Kita? Welche Kinder brauchen aufgrund der häuslichen Situation besonderen Unterstützungsbedarf? Oder sind möglicherweise gefährdet, Opfer von Vernachlässigung und / oder Gewalt zu werden? Wie können wir dazu beitragen, diese Risiken zu reduzieren? Sollten diese Kinder nicht als nächste Zielgruppe in die Notbetreuung kommen? Usw.
Notbetreuung und Wiedereinstieg: In der Notbetreuung wird in vielen Kitas die Zahl der Kinder auf maximal fünf pro Gruppe begrenzt: Sie werden in vielen Fällen vor dem Ausbruch der Coronakrise nicht in der gleichen Gruppe gewesen sein. Sie hatten eine andere Bezugserzieherin. Wie bringen wir die Kinder in diesen Notgruppen gut in Kontakt miteinander? Wie geben wir ihnen Geborgenheit, Sicherheit und Orientierung? Wie gehen wir damit um, wenn sie ihre Freundinnen und Freunde, ihre Bezugserzieherin aus IHRER Gruppe vermissen? Wir können wir die Kontakte zu den Kinder zuhause herstellen, gemeinsame Aktionen initiieren (ohne in persönlichen Kontakt zu treten)? Usw. Und wenn dann die ersten Kinder nach mehrwöchiger Betreuung zuhause wieder in die Kita kommen, müssen wir diese darauf vorbereitet haben. Bei welchen Kindern bedarf es möglicherweise einer erneuten Eingewöhnung? We können wir die Kinder schon zuhause auf den Wiedereinstieg vorbereiten? In welchen Gruppen fassen wir die Kinder zusammen, solange wir noch nicht wieder im Normalbetrieb sind? Wie erklären wir den Kindern eigentlich, dass so vieles anders ist? Wie können wir die Kinder, auch die Kleinen, intensiver an Hygiene Regeln heranführen? 
Wir als Team: Wie hat die Kita-Schließung unsere Teamsituation beeinflußt? Wie sind wir im Kontakt geblieben? Sind alle im Home-Office? Gab, gibt es reale Treffen, sind wir digital in Kontakt zueinander getreten? Haben wir neue Methoden und Kommunikationsformen eingeführt? Haben wir uns dabei genseitig unterstützt? Wie haben wir die neuen Aufgaben und Herausforderungen besprochen, geplant und arbeitsteilig umgesetzt?  Haben wir die gewonnen Zeit genutzt, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten, Aufgaben, für die wir sonst oft nicht genug Zeit haben? – Wie sind (neue) Ideen entstanden? Konnten sich alle Teammitglieder in diese Prozesse einbringen? Wie hat sich diese Situation auf den Teamzusammenhalt ausgewirkt? Was können wir für die zukünftige Zusammenarbeit mitnehmen? – Einrichtungsteams sind unterschiedlich. Sie haben ihre Geschichte, ihre Stärken und Schwächen. Jedes Teammitglied bringt seine Vorerfahrungen, seine Persönlichkeit, seine Sichtweisen und Interessen ein. Insofern werden sie unterschiedlich mit den aktuellen Herausforderungen umgehen. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Da, wo dies schwierig ist, wo es `klemmt´, vielleicht nicht so gut läuft, ist es sinnvoll sich supervisorisch begleiten zu lassen  – als Führungskraft, als Klein- oder auch Gesamtteam. Das ist auch in der aktuellen Situation möglich, gerade auch mit Hilfe intergestützter Verfahren. Insofern ist Corona auch dann (oder gerade dann) eine Chance für das Teambuildungwenn der produktive Umgang mit dieser schwierigen Situation kein Selbstläufer ist. 

Es ließen sich noch mehr Fragen und Aspekte formulieren. MIr ging es darum, die Aufgabenschwerpunkte zu benenenn, zu konkretisieren und zu differenzieren. Damit sind auch die Themen unseres Blogs für die nächsten Wochen aufgelegt. Wir hatten auch heute wieder über 500 Aufrufe. Verweisen Sie auf unseren Blog, stellen Sie uns ihre Erfahrungen zur Verfügung, nehmen Sie über schrader@pagma-bo.de Kontakt auf. Wir stimmen dann Ihren Blogbeitrag mit Ihnen im Detail ab. Bei Ihrem Beitrtag geht es nicht um die großen Rundumschläge, wissenschaftliche Ausarbeitungen… Es geht um Ihre ganz konkreten Erfahrungen zu einzelnen Aspekten, die in der Vielzahl der obigen Fragen angesprochen sind! So lernen wir von- und miteinander.

Mit guten Grüßen
Michael Schrader