Aufruf! Haben Sie genügend Personal? Unterstützung einfordern!

Heute beginnt in NRW die zweite Woche, in der wieder alle Kinder in die Betreuung dürfen. Die Öffnungszeiten sind seit dem 8.6. um 10h die Woche reduziert und die Notbetreuung, die ja auch an Wocheneden stattfinden konnte, ist beendet. Die reduzierten Öffnungszeiten schaffen vor allem für viele Alleinerziehende kaum lösbare Betreuungsprobleme – besonders wenn sie in den sogenannten kritischen Berufen tätig sind und auch am Wochenende Dienst tun müssen (Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 5.Juni 2020).

Darauf haben wir in unserem Blog vom 8. Juni 2020 schon hingewiesen. Mittlerweile gibt es die ersten Coronafälle in Kitas. Eine Wittener und eine Duisburger Kita sind betroffen (Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 9. Juni 2020). Beide Kitas wurden geschlossen. Ebenso eine AWO-Kita in Bochum mit 77 Plätzen (WAZ vom 12. Juni 2020, Lokalteil). Wie sich das in den nächsten Tagen und Wochen entwickeln wird, ist aktuell nicht verlässlich prognostizierbar. Wenn Kitas geschlossen und Kinder und Personal in Quarantäne geschickt werden, müssen die Eltern wieder einspringen. Es fallen Betreuungsplätze weg und die betroffenen Fachkräfte stehen für mindestens zwei Wochen nicht zur Verfügung.

Personalengpässe
Wir haben in diesem Blog mehrfach darauf hingewiesen (Blog vom 27. Mai 2020,  18. Mai 2020 und vom 4. Mai 2020), dass es mit der Wiederaufnahme der Regelbetreuung, auch wenn diese erst einmal noch eingeschränkt ist, aufgrund der Risikogruppen unter den Fachkräften, aber auch wegen der aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels schwieriger gewordenen Wiederbesetzung freier Stellen, in Einrichtungen zu Personalengpässen kommen kann. NRW Familienminister Stamp hat in diesem Zusammenhang schon am 20. Mai ein Personalgewinnungsprogramm für Hilfskräfte in den Kitas zur Unterstützung und Entlastung der Fachkräfte angekündigt (Presseinformation – 399/05/2020, Seite 3 unten).

Zwei von zwölf Kitas
Ich hatte in den letzten Wochen im Kontakt mit zwölf Leitungen Gelegenheit, diese zu ihrer Personalsituation und der Anzahl der zur Risikogruppen gehörigen Fachkräfte zu fragen. Zehn der Leitungen sahen mit Blick auf den Wiedereinstieg in den Regelbetrieb keine größeren personellen Probleme. Die anderen beiden Leitungen, die in beiden Fällen große Einrichtungen mit fünf Gruppen führen, gaben an, dass ihnen vier bzw. fünf Fachkräfte fehlen werden (teils wegen der Zugehörigkeit zur Risikogruppe, teils weil freie Stellen noch nicht wiederbesetzt werden konnten) und der Wiedereinstieg in die Regelbetreuung damit gefährdet ist. Beide Leitungen hatten auch noch nicht wirklich eine Idee, wie dieser personelle Engpass kompensiert werden kann. Auch die jeweiligen Träger und die kommunalen Jugendämter waren hier noch nicht tätig geworden.

Öffentlichkeit herstellen, Unterstützung einfordern
Auf repräsentative Daten bzgl. der personellen Situation in Kitas kann aktuell nicht zurückgegriffen werden. Die einzige Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen und das von NRW Familienminister Stamp angekündigte Personalgewinnungsprogramm auch praktisch werden zu lassen, besteht darin, dass die betroffenen Einrichtungen und Träger an die Öffentlichkeit gehen, die Eltern informieren und einbeziehen, und offensiv von den Jugendämtern einfordern, Maßnahmen zur Personalgewinnung einzuleiten. Vom Grund her gibt es ja hierzu einige Ansatzpunkte, um zusätzliche Fach- bzw. Hilfskräfte zu finden:
– Einrichtungs- und trägerübergreifender Personalausgleich;
– Ausweitung von Teilzeitstellen;
– Zusammenarbeit mit Ausbildungsinstituten, Fachhochschulen und Hochschule, um Studierende als Hilfskräfte zu gewinnen (siehe hierzu beispielsweise die Initiative „Lernferien NRW“);
– Zusammenarbeit mit den Jobcenter, um Kurzarbeitende aus anderen Berufsfeldern zu gewinnen;
– Freiwilligendienste, Ehrenamtliche.
Hier sind die Jugendämter und Städte bzw. Landkreise vor Ort gefordert, die in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet möglichen Maßnahmen auch anzugehen.

Unser, Ihr Beitrag
Um diese voran zu bringen, können wir mit diesem Blog einen kleinen Beitrag leisten, indem wir zum einen auf personelle Engpässe in Einrichtungen hinweisen und zum anderen Beispiele für die Gewinnung von zusätzlichem Personal veröffentlichen. Setzen Sie sich mit uns per Email in Verbindung  (oder rufen Sie uns an 0234 8909083) und teilen Sie uns mit,
1. wie Ihre Personalsituation sich aktuell darstellt: Größe der Kita, Gesamtzahl der Fachkräfte, Anzahl der zur Verfügung stehenden Kräfte.
2. ob und wenn „Ja“, wie es Ihnen gelungen ist, zusätzliches Personal zu gewinnen.
3. ob es von Ihrem Träger und / oder dem zuständigen Jungendamt in Ihrer Stadt Aktivitäten zur Personalgewinnung gibt.
Wenn Sie möchten, behandeln wir die von Ihnen zur Verfügung gestellten Informationen anonym. Wünschenswert wäre die Angabe der Stadt oder des Landkreises.

Auch wenn sich dieser Blog überwiegend auf NRW bezieht, sind wir auch an Informationen aus anderen Bundesländern interessiert, da die Problematik Personalengpässe in allen Bundesländern, immer abhängig vom Zeitpunkt des Wiedereinstiegs in den Regelbetrieb, auftreten wird.

Besten Dank für Ihre Mitarbeit!