Die kleinen, hummeligen Abenteurer in Hinte
Über den eigenen YouTube-Kanal der gemeindeeigenen Kitas in Hinte haben wir schon schon am 1. und 4. April berichtet. Heute erläutert uns Tessa Duve-Nanninga, eine der beiden Kita-Leitungen, wie sie und ihre Leitungskollegin Ulrike Heidel den Rahmen geschaffen haben für den sehr dynamischen, innovativen und erfolgreichen Umgang mit der Coronasituation. Vollziehen Sie nach, wie wichtig motivierte Mitarbeiter*innen sind, dass diese Gestaltungsspielräume brauchen, dass die Verwaltung `mitspielen´ muss und dass Leitungen auch Vorbildfunktion haben. Und es entsteht gerade die Idee, den YouTube-Kanal auch nach der Wiedereröffnung der Kitas fortzuführen, als dauerhaftes Angebot für die Eltern und Kindern zuhause.
Am Ende dieses Berichts von Tessa Duve-Nanninga finden Sie unter anderem die Links zu den Blogbeiträgen vom 1. und 4. April.
Die ersten Tage…
Alles fing mit einem Gefühl von Unsicherheit an und der Frage: „Was mache ich denn zuhause im Homeoffice?“ Niemand von uns war auf so eine Situation vorbereitet und niemand hat so eine Situation je erlebt. Wir hatten unsere interne Jahresplanung vor Augen und mussten nun völlig umdenken. Für uns war als Leitungen klar, dass wir Bürotätigkeiten von zuhause erledigen konnten. Es gab Dinge, die im normalen Büroalltag immer „nach hinten geschoben“ wurden. Dafür hatte man nun Zeit. Diese Dinge waren aber innerhalb der ersten Tage schnell erledigt. Die Mitarbeiter unserer beiden Kitas waren in der ersten Zeit damit beauftragt, in Rufbereitschaft zu sein, für eine eventuelle Notbetreuung. Es wurden zwei Whatsapp-Gruppen (für jede Kita eine) erstellt, in denen immer die wichtigsten Infos schnell verbreitet und weitergegeben werden konnten. Zusätzlich erledigten alle Mitarbeiter in dieser Zeit Dokumentationen von zuhause aus. Es wurden Pläne erstellt, durch die Landesregierung gab es Handlungshinweise und Rahmenbedingungen, für den Fall einer Notbetreuung etc.
„Das kann nicht alles sein!“
Nach den ersten Tagen der Schließung der Kitas kam bei uns beiden Leitungen das Gefühl auf: „Das kann nicht alles sein!“ … Uns war bewusst, dass Kitas für eine längere Zeit geschlossen blieben und wir wollten den Kontakt zu den Familien und vor allem zu Kindern nicht verlieren. Mit den Elternräten der Kitas waren wir auch per Whatsapp und Email verbunden und haben dort auch Infos weitergeben können. Durch eine Collage einer Auricher Firma, die ich im Internet sah, kam die Idee einer Collage für alle Kinder unserer Einrichtungen. Es sollte nur ein kleines Zeichen sein, dass wir an sie denken und wir wollten, dass die Kinder durch unsere Fotos nicht den Kontakt zu uns verlieren. Die Idee wurde in unseren Whatsapp-Gruppen sehr schnell positiv angenommen und in kürzester Zeit waren Sätze gefunden und die Fotos konnten zu einer Collage zusammengeführt werden.
Die Collage als Einstieg
Diese Collage wurde dann auf unseren Internetseiten und auch in den regionalen Zeitungen veröffentlicht. Unsere Mitarbeiter haben diese Collage stolz selbst in ihren privaten Accounts präsentiert , wie z.B. bei Whatsapp, Instagram und Facebook. Wir haben daraufhin sehr viele positive Rückmeldungen von den Eltern bekommen. Sie haben z.B. das Bild ausgedruckt und in Ihrem Zuhause aufgehängt, so dass die Kinder uns immer sehen konnten. Auch die einzelnen Kindergruppen unserer Kitas haben diese Idee aufgegriffen und an uns Kitas Collagen als Gruß zurück (ganz unten) geschickt, mit allen Kindern.
Intensivierung der Kommunikation
Nach dieser Aktion haben wir uns überlegt, einen weiteren Schritt zu gehen. Es entstand ein Brief für jedes Kind, inklusive Ausmalbild. Diese Briefe wurden für alle 120 Kinder persönlich gemacht und per Post zu den Kindern nach Hause geschickt. In diesem Brief stand die Bitte, dass die Kinder das Ausmalbild gestalten können und uns per Mail, als Scan oder als Foto an die Emailadresse der Kitas zurückschicken können. Diese Bilder haben wir dann auf unseren Homepages veröffentlicht, so dass jedes Kind ihr eigenes Bild wieder erkennen kann. Entstanden sind wunderschöne Bilder, versehen mit eigenen Nachrichten der Kinder für unsere Teams. Diese Aktion wurde von den Eltern per Mail, Whatsapp, etc. immer wieder gelobt und mit viel positiver Resonanz bestätigt. Innerhalb von kürzester Zeit kamen viele? Bilder bei uns Leitungen per Mail an und wurden im selben Moment veröffentlicht.
Nächste Idee
Nach dieser Aktion wurde die nächste Idee geboren. Es sollte etwas passieren, indem die Kinder und Familien Ideen, Angebote etc. nach Hause bekommen sollten. Es gab die Idee eines Podcasts, so können uns die Kinder hören. Wir wollten aber auch, dass die Kinder uns sehen, bzw. Dinge sehen, die sie mit ihrem Kitaalltag in Verbindung bringen können. Das hieß für uns, die Mitarbeiter zu motivieren, Videos aufzunehmen, sich Angebote zu überlegen, Lieblingslieder der Kinder zu singen etc. Ich habe mich dann über die Möglichkeit eines eigenen Youtube-Kanals informiert, indem auch die rechtlichen Aspekte und Auflagen des Kinderschutzes berücksichtigt sind. Die Handhabung und die Möglichkeiten, die so etwas mit sich bringt, habe ich durch die Zusammenarbeit mit meinen Kindern gelernt.
Auf dem Weg zum YouTube-Kanal
Die Idee an die Mitarbeiter weiterzugeben und ihre Sorgen bzgl. Videos erstellen, sich selbst zu sehen und zu hören, aus dem Weg zu räumen, war sehr einfach. Die Mitarbeiter fanden die Idee eines GEMEINSAMEN Kanals mit der jeweiligen anderen Kita toll. So würde man das Spektrum erweitern, es wird ein wenig „über den Tellerrand gesehen“ und jeder sollte das drehen und filmen, was in seinen Möglichkeiten und Ressourcen steckt, auch wenn man nicht sein Selbst filmen möchte. Meine Kollegin Ulrike Heidel und ich geben den Mitarbeiter keine Vorgaben, sondern diese entwickeln ihre Angebote und Ideen eigenständig.
„Grünes Licht“ von der Verwaltung
Unsere Verwaltung gab auch „grünes Licht“ und somit war unser Youtube-Kanal geboren. Es ist angedacht diesen Kanal so lange zu schalten, bis die Einrichtung wieder geöffnet. Am 30.März wurde der Kanal freigegeben, mit einer kurzen Info für alle Eltern und zwei Filmen auf unserer Homepage. Der Link zu dieser Playlist wurde an die Eltern per Mail, WhatsApp weitergegeben. Jeden Tag werden nun 2-3 Videos hochgeladen – nicht mehr, weil die Kinder auch nicht überfordert werden sollen. Somit halten wir die Beziehung zu den Kindern und die Erziehungspartnerschaften zu den Eltern, digital und mit modernen Formaten aufrecht. Mittlerweile stehen über 30 Videos im Netz: Am Ostersonntag wurde eine Video (Nr. 30) freigeschaltet, der die beiden Leitungen und den Osterhasen zeigt, der Geschenke für die Kinder in die Kita gebracht hat. Alle Videos finden Sie hier.
Wir haben Herz
Ja, wir sind alle keine gelernten Techniker, keine Youtube-Stars oder Influenzer, die so etwas jeden Tag machen. Wir haben auch nicht das Equipment, was man für professionelle Videos braucht. Aber wir haben Ideen, haben Herz und sind motiviert. Wir sind pädagogische Fachkräfte, die die Beziehungen zu den Familien aufrechterhalten wollen. Auch über so eine Zeit und über eine manchmal große Distanz hinweg. Die Mitarbeiter sprühen vor Ideen und in einer eigenen Whatsgruppe, in der alle Mitarbeiter beider Kitas vertreten sind, werden Ideen ausgetauscht, Infos und auch die Resonanzen und Rückmeldungen weitergegeben.
Resonanz in den Medien
Es wurde ausführlich in den regionalen Zeitungen (weitere Artikel hier) über unseren Youtube Kanal berichtet und auch ein regionaler Radiosender ist auf uns aufmerksam geworden. Dieser führte mit mir ein Telefoninterview, welches sie auf unserer Homepage (ganz unten auf der Seite) hören können. Der Erfolg lässt sich natürlich nicht nur in gesprochenen oder geschriebenen Worten festhalten, sondern auch in Zahlen, die wir täglich auf den YouTube-Programm sehen können. Wir haben den Kanal nun seit 12 Tagen öffentlich und haben, mit Stand heute, insgesamt: 8271 Aufrufe, 31 Videos und 115 feste Abonnenten (die bei Google registriert sind)! Wir bekommen Nachrichten von Personen aus ganz Deutschland, die diese Idee wundervoll finden. Für den Ostersonntag haben wir zwei Leitungen uns etwas ganz Besonderes ausgedacht, von dem auch die Mitarbeiter noch nichts wissen… Dieses Video wird am Ostersonntag um 7.00 Uhr morgens freigeschaltet (Video 30).
YouTube-Kanal für ever?!?
Die Resonanz der Eltern und Kinder ist überwältigend und so positiv, womit wohl niemand gerechnet hat. Das ist für uns natürlich wunderbar und eine große Motivation weiterzumachen. Es kam sogar schon die Idee, seitens der Mitarbeiter und Eltern, diesen Kanal weiterzuführen, auch wenn die Kitas wieder eröffnen. Vielleicht dies konzeptionell zu verankern, eventuell für das Erlernen von neuen Liedern, Bewegungsangebote für zuhause, etc. Die letzte Aktion vor Ostern: Die Mitarbeiter haben telefonischen Kontakt mit jeder Familie aufgenommen. In einem Gespräch mit den Eltern und / oder Kindern, wo die Fachkräfte sich ihren Bezugsfamilien zugeordnet haben, wurde eine Art „Tür- und Angelgespräch“ geführt. Auch diese Aktion wurde sehr positiv von den Eltern und Kindern angenommen.
Hier die Links zu den Blogbeiträgen vom 1. April und vom 4. April 2020 sowie zu den städtischen Kitas in Hinte.