Die Lage bleibt unübersichtlich
Weltweit steigen sie weiter an, auch in Europa: Spanien ist wieder ein Risikoland; Bulgarien, Rumänien, Kroatien und auch Belgien in unserer direkten Nachbarschaft könnten in den nächsten Tagen folgen (siehe WAZ 15.8.2020, Tagesthema).
Insofern gilt es weiterhin vorsichtig zu sein, Abstands- und Maskengebote einzuhalten, die Gesundheitsämter personell gut auszustatten, damit Tests im erforderlichen Umfang zeitnah durchgeführt (und deren Ergebnisse auch kommuniziert werden können, siehe Panne in Bayern!), in Kitas und Schulen angemessene Rahmenbedin-gungen zu schaffen sowohl für die Präsenz der Kinder als auch für mögliche erneute Schließungen. „Im Regierungsbezirk Arnsberg wurden nach Angaben der Bezirksregierung bis Freitag 23 Infizierte in Schulen gezählt und 14 Schulklassen nach Hause geschickt.“ (WAZ 15.8.2020, Seite 1). „Ganze Schulen wurden in Hamminkeln, Köln und Minden vorübergehend stillgelegt… (In) „Soest wurden an vier Schulen Infizierte gezählt.“ (Ebd.) In mindestens sieben Ruhrgebietsstädten gab es Infektionsfälle an Schulen. (Ebd.)
Einige Details zur aktuellen Lage
Wie schon geschrieben, lässt sich nicht prognostizieren, wie sich die Pandemie in Deutschland weiterentwickeln wird. Dafür ist die gesamte Situation zu neu, zu komplex und zu dynamisch. Insofern im Folgenden lediglich einige Fakten, Einschätzungen und Aktionen, um Diskussions-, Reflexions- und Entscheidungsprozesse sowie den Austausch und die Kommunikation der beteiligten Akteure (Land, Kommunen, Verbände, Kinder/Schüler, Eltern etc.) anzuregen:
– „Die Maskenpflicht geht Schülern an die Substanz“ (WAZ 13.08.20230, Rhein-Ruhr). NRW ist bisher das einzige Bundesland mit einer Maskenpflicht während des Unterrichts für Schüler*innen ab der 5. Klasse.. Diese scheint auch konsequent umgesetzt zu werden. Dies wird aber von Fachverbänden und Eltern als für Kinder unzumutbar kritisiert. Hier ist genau zu analysieren, wie die Schüler*innen damit klar kommen und ob es in NRW-Schulen zu weniger Infektionen kommt als in den Schulen anderer Bundesländer, um die Verhältnismäßigkeit der Maskenpflicht im Unterricht bewerten zu können.
– Das Programm zur „Ferienbetreuung in NRW war ein Flop“ (WAZ 18.8.2020, Seite1). Während der Sommerferien sollten Kinder aus bildungsungewohnten Schichten schulisch gefördert werden (siehe Blog vom 29.6.2020). Von den bereitgestellten 75 Mio. Euro wurden nur 1,4 Mio. Euro abgerufen. Das kam nicht unerwartet. Das Programm wurde erst eine Woche vor Beginn der Schulferien aufgelegt. Die Mittel können aber auch noch in den Herbstferien eingesetzt werden.
– NRW-Familienminister „Stamp fordert mehr Kinderkrankheitstage“ (WAZ 18.8.2020, Seite 1). Gerade mit Blick auf mögliche Infektionen in Kitas und Schulen und sich daraus ergebende Quarantänezeiten von Kindern, müssen Eltern entlastet und unterstützt werden. Eine Ausweitung der Kinderkrankentage ist sinnvoll. Aktuell „stehen Eltern mit einem Kind unter Zwölf… je zehn Tage und Alleinerziehenden bis zu 20 Tagen pro Kind zu.“ (Ebd.)
– „Viele Einrichtungen und Kita-Träger sind angesichts weiter steigender Infektionszahlen jedoch behutsam bei Lockerungen und zurückhaltend mit gruppenübergreifenden Angeboten:“ (WAZ 18.8.2020, Rhein-Ruhr) Es gilt, sich kleinschrittig der pädagogischen Normalität zu nähern, um die Ursachen von Infektionen ermitteln und dann schnell und gezielt reagieren zu können.
– Solange das Wetter es zulässt, sollten in Kitas wie Schulen möglichst viele Aktivitäten nach draußen verlagert werden. Landesregierung NRW: „Räume, die nicht gelüftet werden können, dürften auch nicht für den Unterricht genutzt werden.“ (WAZ 12.8.2020, Seite 1) Jede Schule, aber auch jede Kita, braucht ein Durchlüftungskonzept.
– Es gibt in NRW immer noch keinen Plan B. Damit ist gemeint, wie Kinder im Distanzunterricht unterstützt und in ihren Lernprozessen zuhause begleitet werden können. Seit den Osterferien ist dieses Thema aufgelegt. Hier ist nach wie vor viel zu wenig passiert. Siehe ausführlich hierzu den Blog vom 10.8.2020.
– Bundesweit soll das Personal in den Gesundheitsämtern erfasst werden. Dies fordert der Ärzteverband Marburger Bund (WAZ 15.8.2020, Tagesthema). Bundesgesundheitsminister Spahn kündigt einen „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“ (ebd.) an. Das hier dringender Handlungsbedarf wurde in NRW deutlich als die ersten Massentest für Erzieher*innen stattfinden sollten (siehe Blog vom 10.8.2020). Die Städte sind hier sehr unterschiedlich aufgestellt. Während Mülheim seine Testkapazitäten verdreifacht hat, hat Gelsenkirchen sein Testzentrum geschlossen und setzt ausschließlich auf Hausärzte. (WAZ 12.8.2020, Rhein-Ruhr) NRW hat „Positivlisten mit Arztpraxen“ (WAZ 12.8.2020, Seite 2) angekündigt.
– Das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Deutsche Jugendinstitut (DJI planen eine „bundesweite Langzeitstudie… zum Infektionsgeschehen und -schutz“ (WAZ 11.8.2020, Politik) in Kitas. An der Studie sollen 10.000 Kitas und Tagespflegeeinrichtungen teilnehmen.