Kita Dillendöppcher e.V. in Köln – Tagebuch zum Umgang mit der Coronakrise

4. Blogeintrag
Die Dillendöppcher betreuen 30 Kinder in zwei gemischtaltrigen Gruppen. Die Kinder sind von einem Jahr bis zur Einschulung in der Kita. Die Kita ist eine sogenannte inhabergeführte Einrichtung, von denen es in Köln einige gibt. Sie wurde 2011 von einer engagierten Diplom-Heilpädagogin gegründet, die sich damit ihren eigenen Arbeitsplatz geschaffen hat. Zum pädagogischen Team gehören aktuell acht Kräfte. Die Vorstandsvorsitzende Zora Müller und die Leitung Simona Michels, mit denen ich im Kontakt bin, geben uns Einblick, wie die Dillendöppcher mit der aktuellen Situation umgehen. Der dritte Blogbeitrag benennt vier verschiedene Aufgaben, die in den nächsten Wochen parallel angegangen werden müssen: 1. Am 27.4. kommen erstmalig Kinder in Notbetreuung. 2. Gleichzeitig muss der Kontakt zu und die Kommunikation mit den Kindern zuhause fortgeführt und ausgebaut werden. 3. Die angehenden Schulkinder müssen `irgendwie´ auf die Schule vorbereitet werden. 4. Der Kontakt mit den Eltern muss intensiviert werden. Im vierten Blogbeitrag geht es um die Kinder, die weiter zuhause sind, nun schon in der achten Woche: Wie verarbeiten die Kinder das, wie geht es ihnen, wie nah oder weit ist ihnen die Kita ? Das Team lädt die Kinder zu einem Zaunbesuch ein.

Hier der dritte Beitrag. Der aktuellste Beitrag wird  bei der Fortsetzung der Beiträge immer der `Oberste´ sein. Am Ende aller Beiträge finden Sie die Links zur Kita Dillendöppcher uind weitere Informationen. Wir freuen uns über Rückmeldungen von Ihnen, an info@kita-dillendoeppcher.de und schrader@pragma-bo.de.

4. Blog
5.5.2020 Was macht die lange Schließzeit mit den Kindern – und wie gehen wir damit um?
Wir versuchen vorrangig mittels Briefen den Kontakt zu den Kindern zu halten, da uns dieses Medium gerade für junge Kinder am „greifbarsten“ erscheint. Der letzte Brief enthielt ein Interview  mit Fragen insbesondere zum Alltag und zum Befinden des Kindes (s. 3. Blogeintrag). Die Antworten der Kinder fielen sehr unterschiedlich aus, was auch das Feedback der Eltern stützt, und wieder einmal zeigt sich: „Jeder Jeck ist anders!“ Einige Eltern berichten uns, dass ihre Kinder ausgelassen sind und in sich zu ruhen scheinen – sie genießen die Zeit im Kreis der Familie, was ganz wunderbar klingt! Andere wiederum sind diffus unzufrieden, launisch und / oder leicht reizbar und die Zündschnur wird zusehends kürzer; manche Eltern berichten gar von offensichtlichen Ängsten ihrer Kinder, die sich auf verschiedenen Wegen äußern (bspw. neuerliches Einnässen). Im Rahmen unserer Interview-Fragen (v.a., ob die Kinder sich an unsere Namen und unser Aussehen erinnern) wurde ganz deutlich, dass die Distanz zur KiTa und damit zu uns hier Arbeitenden zunehmend größer wird. Wir haben uns im Team intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir dem begegnen können, wie es gelingen kann, auf der einen Seite die strengen Auflagen hinsichtlich des ’social distancing‘ einzuhalten, und demgegenüber den Kindern doch Nähe erlebbar zu machen, präsent zu bleiben. Herausgekommen ist eine Einladung: Wir haben die Kinder eingeladen uns in der kommenden Woche am KiTa-Zaun zu besuchen. Um ein Aufeinandertreffen zu vermeiden geben wir getaktete Zeitfenster von 30 Min. vor, innerhalb derer jeweils eine Familie zu uns kommt. Der Zaun trennt uns, so dass wir problemlos den angeordneten Mindestabstand einhalten; dennoch sehen wir einander und können miteinander sprechen, singen, lachen, was uns hoffentlich wieder miteinander ver-BINDET, unsere Bindung spürbar macht und nährt. Wir versuchen keinen „Gefangenenbesuch“-Charakter aufkommen, sondern die Freude an der Begegnung aufkeimen zu lassen – mit Sitzgelegenheiten beiderseits des Zauns, Getränken und kleinen Knabbereien. Es wird ein Experiment und wir sind uns dessen bewusst, dass die Kinder sehr unterschiedlich damit umgehen werden: einige werden sicherlich verhalten sein, nicht so recht mit uns „warm werden“ und schnell wieder nach Hause gehen wollen, was völlig in Ordnung ist! Manch‘ anderes Kind ist hingegen vllt. traurig, wenn die „Besuchszeit“ vorbei ist und es noch nicht alle Neuigkeiten, Wünsche und Befindlichkeiten mit uns austauschen konnte… Wir geben uns die größte Mühe jedem Kind „passend“ zu begegnen, was immer das in der Situation auch sein mag – wir werden es sehen und berichten!
P.S. Die Einladung und den geplanten Ablauf zu den „Zaunbesuchen“ haben wir den Eltern vorab im Forum unseres internen Homepagebereichs zugesandt, die Kinder erhalten einen Brief samt aktuellem Teamfoto per Post. Die bisherigen Reaktionen der Eltern sind durchweg positiv und die ersten Zeitfenster für unsere „Zaunbesuche“ bereits vergeben!

3. Blog
27.4.2020 Notbetreuung, Kinder zuhause, angehende Schulkinder, Eltern
Anleitungen und Ideen für zuhause

Nach weiteren drei Wochen, in denen wir verschiedene Aufgaben unserer to do-Liste vom 9.3. weitgehend abgearbeitet haben (siehe Blogeintrag vom 9.4.), nimmt die Zeit im Home Office für alle zu und wir legen den Fokus auf die Beziehung zu den Kindern – die räumliche Trennung berücksichtigend, aber auch im Hinblick auf die Notbetreuung, welche bei uns nun am heutigen Montag erstmals starten wird. Wir erweitern inhaltlich die Kinderbriefe (siehe vorangegangene Blogeinträge). So hat letzte Woche jedes Kind ein „Corona-Interview“ von uns per Post zugeschickt bekommen mit Fragen, die uns einen genaueren Einblick in den aktuellen Alltag der Kinder zuhause geben (z.B. „Was machst du nach dem Frühstück?“ usw.). Außerdem sollen uns die Rückmeldungen der ´Kinder für die Planung und Gestaltung eines bedürfnisorientierten Wiedereinstiegs der Kinder dienen („Was vermisst du?“ „Was möchtest du machen, wenn du wieder in der KiTa bist?“). In einem weiteren Brief bekommen die Kinder Anleitungen und Ideen für Bewegungsspiele zu sich nach Hause. So erhalten sie von uns ein Stück „bekannten KiTa – Alltag“, orientiert an unserem Profil des „anerkannten Bewegungskindergartens“. Weitere Inhalte sind in Planung…

Schulvorbereitung
Im Hinblick auf die schulische Vorbereitung – dem Kernprozess der „Bildung“ zuzuordnen, wie wir ihn aus dem QM kennen – rücken bei uns noch einmal verstärkt unsere „Maxi-Clubber„, also die Kinder, die im Sommer zur Schule kommen, in den Vordergrund. Wie schaffen wir es, den Übergang von KiTa zur Schule für die Kinder zu gestalten, deren Fragen aufzunehmen und deren Enttäuschung über all die nun ausfallenden Veranstaltungen, die noch zusammen mit ihnen geplant waren, aufzufangen? Wie werden die Abschiede verlaufen? Fest steht bisher: Der Maxi-Club soll weiterhin stattfinden: über Video, anhand gezielter Briefe mit Themen für nur diese Kinder (Büchereiführerschein, Besichtigung der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) etc.). Wir bleiben dran!

Zusammenarbeit mit den Eltern
Beim Verfeinern unserer Kinderpost und vielfältigen Gedanken, was für die einzelnen Kinder gerade wohl wichtig ist, kommen bei uns immer wieder die Eltern und deren Situation ins Bewusstsein: Wie ergeht es ihnen wohl gerade? Von einigen Eltern, mit denen wir in den letzten Wochen telefoniert haben, wissen wir, dass auch bei ihnen viele Fragen und Sorgen da sind: „So langsam merken wir am Verhalten unseres Kindes, dass die sozialen Kontakte fehlen!“ – Die Idee, wie deren Fragen teils beantwortet und Tipps gegeben werden können, liegt nahe. Neben Entwicklungsgesprächen, die wir übers Telefon (bei Bedarf auch per Video) anbieten, werden wir ab sofort auch Elternbriefe für die komplette Elternschaft verfassen.

2. Blog
9.4.2020 Dienstbesprechung am Gründonnerstag: Unsere Liste vom 16.3. – Was hat sich getan?
Bei Betrachtung der Liste von der Dienstbesprechung am 16.3., bei der wir Aufgaben gesammelt haben, die vor Ort und im Home Office während der Zeit der Schließung erledigt werden können, stellen wir fest, dass wir nun, nach fast vier Wochen bereits sehr viele Haken machen können! Auf den ersten Blick scheinen die Tätigkeiten in der KiTa „reine Aufräumaufgaben“ zu sein, von pädagogischem Inhalt weit entfernt. Doch dieser Eindruck täuscht. Wir können zwar bestätigen, dass – gerade in den ersten drei Wochen – viel gereinigt, sortiert und Platz geschaffen wurde. Jedoch stehen die Ideen zur Raumgestaltung, die sich dadurch – quasi von alleine, zwischen den Zeilen – entwickelten, die Reflexion unserer Tages-, Gruppen- und Teamstruktur und möglicher neuer Ansätzen hierzu, die Gespräche über die Kinder, die die Mitarbeiterinnen während eben diesen Tätigkeiten vor Ort führten – direkt oder telefonisch – für deutlich MEHR! Nun, nach der vierten Woche können wir sagen, dass diese Ideen teilweise zu sehr konkreten Umsetzungsplänen geworden sind. So steht nun zum Beispiel fest, nicht nur OB, sondern DASS Möbel und Accessoires zur besseren Ordnung und Gemütlichkeit für die Gruppen besorgt werden. Welche Farben die Gardinen haben sollen, entscheiden die Kinder (Partizipation!), wenn sie wieder da sind. Bereits im voraus wollen wir die Gruppensprecher per Briefpost mit ins Boot holen. Wir freuen uns auf das Ergebnis!

Willkommensparty 
Wie bei anderen KiTas hier im Blog teilweise zu lesen ist, steht auch bei uns auf der pädagogischen Ebene mittlerweile eine Frage im Fokus, ohne zu wissen, wann exakt der Zeitpunkt sein wird: Wie wird unser Wiedereinstieg aussehen und wie können wir Veränderungen wie Abschied oder Neueinstieg von Mitarbeiterinnen, Raumordnung etc. für alle transparent gestalten und die Kinder und Eltern daran teilhaben lassen? Uns schwebt eine Willkommensparty für Kinder und Eltern vor, begleitet von einer Führung durch die Räume. Eventuell eine Videobotschaft der neuen Mitarbeiter vorab. Auch hierzu reifen die Ideen und wir sind gespannt, in welche Richtung sie sich entwickeln werden…

Ostern
Übrigens hat der Osterhase gestern nicht nur den Kindern ein kleines Päckchen vor die Haustür gestellt, sondern auch den Erzieherinnen ein Blümchen mit Schokolade dagelassen als DANKESCHÖN für ihre Arbeit. Nicht nur für die letzten Wochen, aber gerade dafür, denn – auch wenn es durch die Gegebenheiten nicht immer einfach ist – wir legen uns alle ins Zeug und das stärkt. Das stärkt uns als Team.

1. Blog
4.4.2020 – Seit drei Wochen ist die Einrichtung zu!
Drei Wochen sind vergangen seit der Schließung unserer Einrichtung durch die Corona-Pandemie. In der Notbetreuung tätig sind wir derzeit nicht, da bislang alle betroffenen Familien die Betreuung noch anderweitig stemmen können. Daher haben wir die KiTa „für uns“, ganz ohne Kinder, ganz ohne die uns bekannten Alltagsabläufe. Was tun? Bereits bei der Dienstbesprechung am 16.3. sammelten wir im Plenum Ideen, welche Tätigkeiten vor Ort, welche im Home Office für diese Zeit anfallen. Die Liste wurde lang. Doch für wen ist was umsetzbar?

Jedes Teammitglied findet seinen Weg!
Jedes Teammitglied findet allmählich seinen Rhythmus und seine Aufgaben und ist immer wieder dabei, es aufs Neue zu tun. Manche Mitarbeiterinnen entscheiden sich bewusst gegen Home Office und für Arbeiten vor Ort: Sie räumen, kramen, sortieren, misten aus, sprudeln nur so vor Ideen zur Raumgestaltung und bleiben recht eng im Austausch. Andere wiederum testen die Abwechslung von Home Office und KiTa. Der Gang zur KiTa ist vertrauter und leichter als eine neue Organisation im eigenen Heim… Doch gleich an welchem Ort – die Zeit für Berichte schreiben, konzeptionelle Inhalte weiterentwickeln etc. lässt sich frei einteilen und das fühlt sich gut an, das schafft Platz. Platz für neue Ideen auf unterschiedlichen Ebenen.

Die Kinder fehlen!
Doch irgendetwas fehlt. Auch wenn wir ebenfalls die Zeit hier und da für Handwerkertätigkeiten (u.a. Maler und Schreiner) nutzen, sind die Räume dennoch leer und es ist relativ ruhig. Es sind die Kinder, die fehlen – deren stets in allen Facetten hörende Stimmen, die flinken Bewegungen, das lebendige Treiben. Durch die alternativen Aufgaben im Moment sind sie zwar trotzdem präsent, aber der direkte Kontakt fehlt. Was können wir tun um diesen aufrechtzuerhalten? Wir schreiben Briefe. Das haben wir alle lange nicht getan. Und das Ergebnis führt uns vor Augen, wie diese alt bekannte Kommunikationsform neben den neuen Medien – die wir wirklich zu schätzen wissen und nicht missen wollen! – in den letzten Jahren untergegangen ist und nun wieder an Wert gewinnt, etwas ganz Besonderes ist. Inhalt ist jeweils ein kleiner Bericht über den veränderten Alltag in der KiTa und Fragen; die vielen Fragen, die jeden beschäftigen: Wie erlebt ihr die Zeit? Was macht ihr? Wie geht es euch?

Wir entdecken das anloge Medium „Brief“!
Den Briefen legen wir Kleinigkeiten bei, wie Blumensamen, Bücher zum Gestalten etc.  Das soll  Abwechslung für die Kinder bringen, Eltern entlasten, an Inhalte in der KiTa erinnern sollen. UND für eine Kontaktbrücke sorgen. Auch ohne Umarmungen, Toben, direkte Gespräche. Es funktioniert. Schon nach den ersten Briefen erhalten wir Rückmeldungen. Eltern schreiben Mails und berichten von den Reaktionen der Kinder, senden Fotos dazu, auch Kinder schicken uns Briefe zurück. Alle Antworten haben eins gemeinsam: Sie sind freudig! Ja, wir denken gegenseitig an uns, sind schrecklich neugierig, was wer gerade macht und hoffen alle zusammen, dass wir uns bald wiedersehen können. Das schafft Verbindung. Fotos und kleine Videobotschaften sind für die nächsten Tage geplant, aber die Briefe wollen wir als Schwerpunkt fortführen.

Entwicklungsgespräch telefonisch – Warum nicht?
Auch die Eltern selbst suchen nach alternativen Wegen mit uns in Kontakt zu bleiben: „Können wir das Entwicklungsgespräch nicht telefonisch durchführen?“ Klar können wir das. Haben wir in der Art zwar noch nie gemacht, aber wir probieren das aus!

Das Team erfindet sich neu!
Und wie ist es mit dem Miteinander im Team? Wie schaffen wir es, mit allen Mitarbeiterinnen in Kontakt zu bleiben und zwar als Team unserer KiTa? Vor Ort geht das, aber was ist mit denjenigen, die überwiegend im Home Office sind? Wir stehen zusätzlich vor der Herausforderung, dass unser Team aktuell in einer Findungsphase steht und die Kommunikation untereinander ein immer wiederkehrendes Thema der letzten Supervisions- und Teamsitzungen war. Erst vor wenigen Wochen ist eine neue Mitarbeiterin zu uns gestoßen. Wie lernen wir uns kennen? Hierzu sammeln wir ebenfalls Ideen: Videokonferenzen sind ein Vorschlag. Ein abgewandelter Dienstplan, der jedem zugeschickt wird und in dem auch die inhaltlichen Schwerpunkte pro Woche festgehalten sind, die jede*r im Team hat. So erhält jede*r einen Überblick, wann ist wer wo und was steht ungefähr an. Wo möchte ich ggf mit ins Boot geholt und von zuhause aus dem Home Office angerufen werden, damit ich auch meine Ideen einbringen kann? Zudem ist pro Woche ein fester Termin zum Austausch (vor Ort mit wenigen, plus ggf Video-/Telefonzuschaltung) angedacht, bei dem es gezielt um pädagogische Themen gehen soll, beispielsweise die Herangehensweise zur Wiedereröffnung in der KiTa.

Fragen über Fragen!
Wird diese Teamarbeit funktionieren und sich jede der Mitarbeiterinnen als Teil davon sehen? Werden wir vielleicht sogar als gestärktes Team aus dieser Phase herausgehen? Wie machen die anderen KiTas das? Wir sind gespannt auf die Umsetzung und darauf, was wir bald dazu berichten können!

Links und weitere Informationen:
Hier fiinden Sie die Dillendöppcher im Netz. Die Kita ist Mitglied der Kölner Eltern- und Kinderselbsthilfe e.V. (KEKS), der auf seiner Website auch über den Umgang mit der Coroankrise informiert.  Der Kontakt  von pragma gmbh ist 2015 über eine vom KEKS e.V. initiierte gemeinsame Qualitätsentwicklung für inhabergeführte Einrichtungen und Elterninitiativen in Köln entstanden.