Kitas im Netz II
Vor einiger Zeit hatte ich versprochen, meine Tipps für eine Kita-Homepage aufzuschreiben - hier kommen sie also. Sortiert nach dem Sesamstraßen-Erkennungssong. Erinnern Sie sich? Wer nicht fragt, bleibt dumm...
Wieso, weshalb, warum? – Braucht eine Kita eine Homepage?
Ich glaube, ich kann auf lange Begründungen verzichten, warum eine Kita heutzutage auch eine Homepage haben sollte? Das Netz ist einfach längst das Kommunikationsmittel Nummer Eins, und es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund mehr, hier unsichtbar zu bleiben und diese Kontaktmöglichkeit zu verschenken. Dies kann eine Homepage für Ihre Kita leisten:
· Infos liefern: Interessierte (künftige) Eltern, aber auch (potenzielle) Sponsoren und Kooperationspartner informieren sich im Netz über Sie, bevor sie Kontakt aufnehmen – wetten? Da ist es vorteilhaft, wenn sie möglichst viel (Gutes) über Sie auf Ihrer Homepage finden. Kein Info-Faltblatt kann so viele Menschen so ausführlich erreichen.
· Arbeit erleichtern: Jedes Formblatt, jeder Infozettel, jede Terminliste, die im Netz herunterzuladen oder online auszufüllen sind, braucht nicht von Ihnen kopiert, in irgendeinem Regal bereitgehalten und verteilt zu werden.
· Kommunikation flüssiger machen: Die Homepage kann (in einem geschützten Bereich) die Kommunikation mit den Eltern und unter den Eltern erleichtern und fördern
· Für Ihre Kita werben: Eine ansprechende Homepage ist ein „Aushängeschild“, also auch ein gutes Werbemittel für Ihre Kita.
Wer, wie, was? – Wie fängt man mit der Homepage an?
Egal, ob Sie bisher – außer vielleicht in der Kita-Liste Ihres Trägers – noch gar nicht im Netz vertreten waren, ob Sie bisher mit einer Liste formaler Infos auf der Träger-Homepage zu finden waren, oder ob Sie vielleicht sogar schon eine Homepage haben, die Sie aber „grundrenovieren“ wollen: Das Erstellen und die Pflege sollte überlegt und sorgfältig geschehen. Mein Tipp für’s Vorgehen: Orientieren Sie sich am Sesamstraßen-Song. Wer? Wie? Was?
1. Wer?
Eine Homepage braucht Ressourcen: Geld und Zeit. Das muss geklärt und eingeplant sein. Für die Planungsphase halte ich es für gut, das ganze Team mit Ideen und Entscheidungen zu beteiligen. Für die Umsetzung empfiehlt sich eine kleine Arbeitsgruppe (mit oder ohne eine/n externe/n Experten/in). Steht die Seite dann, braucht es eine Person, um sie zu betreuen, also aktuell zu halten (entweder durch Selbermachen, oder im Kontakt mit externen Expert/innen). Der Arbeitsaufwand hierfür richtet sich danach, wie viel „Aktuelles“ auf Ihrer Homepage untergebracht sein wird.
Grundsätzlich ist die Frage zu klären, ob Sie sich selbst und allein an die Homepage wagen wollen (dafür gibt es mittlerweile eine Menge einfach bedienbarer Baukastensysteme) oder lieber eine/n Experten/in hinzuziehen; eine/n Grafiker/in mit Internetkompetenz also. Oder beides: Den Aufbau kann ein Fachmann / eine Fachfrau machen, die Pflege der Site übernimmt jemand aus dem Team.
Mein Tipp ist hier, unbedingt gute fachliche Unterstützung zu suchen. Wenn nicht jemand mit wirklicher Lay-Out-Erfahrung im Team oder in der Elternschaft zur Verfügung steht, lohnt sich auf jeden Fall die Investition in Fachkompetenz, damit die Homepage nachher nicht allzu „handgestrickt“ (und unprofessionell) oder allzu „Null-acht-fünfzehn“ wird – für ein schlechtes Ergebnis ist die Arbeit, die Sie in die neue Homepage stecken, zu schade.
Zweiter Tipp: Seien Sie sorgfältig bei der Auswahl des Grafikers / der Grafikerin, die/der Sie unterstützt. Schauen Sie sich andere Sites an, die er/sie schon gestaltet hat. Hat er/sie Erfahrung mit Kitas? Kann sich hineinfühlen, was der Atmosphäre in der Kita und den Erwartungen der Eltern und anderen Nutzer/innen gerecht wird?
2. Wie?
Die Homepage zeigt und repräsentiert die ganze Kita, deshalb finde ich es auch angemessen, wenn das ganze Team in die Planung eingebunden ist: als Ideensammler und Impulsgeber; vielleicht mit einem Teamtag. Für die Umsetzung braucht man dann eine kleine Arbeitsgruppe. Mein Tipp: Gehen Sie Schritt für Schritt vor:
Erster Schritt: Sammeln
„Abgucken“ war in der Schule strafbar – im richtigen Leben ist es nützlich, um Ideen zu sammeln und eigenen Gedanken auf die Sprünge zu helfen. Bitten Sie doch Ihr Team einmal, Kita-Homepages anzusehen: von Einrichtungen, die Sie kennen, und auch von irgendwelchen Kitas irgendwo… Surfen Sie ein bisschen im weiten Netz. Das Ziel ist, besonders gute Beispiele zu finden, deren Anregungen man aufgreifen könnte: Was spricht an? Was ist praktisch? Was ist informativ? Geben Sie sich zwei Wochen Zeit, und sammeln Sie dann (beispielsweise) bei einem Teamtag die Ergebnisse. Dies ist ein Impulse-Grundstock für Ihre neue Homepage.
Mein Tipp: Versuchen Sie bei Ihrer Recherche, einerseits aus Eltern- und andererseits aus Pädagogen-Perspektive zu schauen: Was würde Sie interessieren, wenn Sie auf der Suche nach einer wirklich guten Kita für Ihr Kind wären? Welche Funktionen finden Sie als Fachkraft besonders praktisch?
Zweiter Schritt: Planen
In die Festlegung des groben Rahmens der neuen Homepage kann sehr gut das ganze Team einbezogen werden; so integrieren Sie alle guten Ideen. Nehmen Sie sich Zeit dafür:
– Stellen Sie vor, welche guten Beispiele und Ideen bei der Homepage-Recherche gefunden wurden – sind Anregungen für die eigene Site dabei?
– Überlegen Sie gemeinsam, welche Inhalte in der Homepage vorkommen sollten. Unterscheiden Sie dabei verschiedene Prioritäten: Was muss, was sollte, was kann (vielleicht auch später als Ergänzung) hinein (vgl. Liste unter „Was?“)?
– Besprechen Sie auch die optische Erscheinung der künftigen Site. Gibt es Ideen, Wünsche, Vorgaben für Farben, für die Gesamterscheinung? Was ist mit Fotos (siehe unten unter „Was?“)?
– Legen Sie Verantwortlichkeiten fest. Wer ist das Umsetzungs-Team? Wer wird die fertige Site pflegen?
– Verabreden Sie einen Zeitplan: Bis wann soll der erste Entwurf fertig sein? Und wann soll Ihre neue Homepage online gehen?
Dritter Schritt: Umsetzen
Wenn der Rahmen für die künftige Homepage festgelegt ist, ist das Kleinteam dran: GegebenenfallsWenn der Rahmen für die künftige Homepage festgelegt ist, ist das Kleinteam dran: Gegebenenfalls gemeinsam mit dem/der externen Fachmann/Fachfrau werden die festgelegten Inhalte „kleingearbeitet“: Die genaue Menüführung, die Texte und Illustrationen für die einzelnen Seiten müssen erstellt werden und ein Lay-Out muss entworfen werden. Die Homepage wird zunächst als Entwurf angefertigt, und erst wenn dieser den Vorstellungen entspricht, wird die Homepage freigeschaltet. – Und dann ist Ihre Kita „drin“!
Mein Tipp: Nehmen Sie sich inhaltlich anfangs nicht zu viel vor – fangen Sie beispielsweise erst klein an mit Terminlisten, Pinnwänden, Newslettern oder ähnlich arbeitsaufwendigen Dingen; testen Sie, was in der Praxis leistbar ist. – Sie wissen sicher selbst, wie es wirkt, wenn Sie auf einer Website den Punkt „Latest News“ anklicken, und es erscheint eine Meldung von 2014… Gut ist es aber, wenn der Aufbau der Homepage es zulässt, später noch allerlei schöne Punkte zu ergänzen; darauf kann man beim Einrichten achten.
Vierter Schritt: Pflegen
Der Arbeitsaufwand für die Pflege der Homepage richtet sich ganz danach, was es dort alles gibt. Sind Terminlisten, Newsletter, Pinnwände, Fotogalerien eingerichtet? – Dann müssen diese regelmäßig aktualisiert werden; dafür ist Zeit einzuplanen! Eine Website dagegen, die auf all dies verzichtet, muss nur bearbeitet werden, wenn Teammitglieder wechseln, die Adresse sich ändert oder neue Öffnungszeiten gelten.
3. Was?
Was soll in Ihrer neuen Homepage vorkommen? Den gemeinsam mit dem Team erarbeiteten Rahmen muss die Homepage-Arbeitsgruppe konkretisieren: sowohl, was die Inhalte angeht, als auch das Lay-Out.
a. Inhalte
Im einfachsten Fall präsentiert sich die Kita auf einer einzigen Seite mit allen wichtigsten Infos – das wäre eine Art Infoblatt im Internet. Der Vorteil: Es braucht fast keine Pflege. Der Nachteil: Sie bekommen all die Vorteile nicht, die eine „richtige“ Website bietet.
Zwischen „Infoblatt im Internet“ und hochdifferenzierter Homepage mit vielen interaktiven und aktuellen Features gibt es eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Diskutieren Sie, was aus Ihrer Sicht ein „Muss“, und was wünschenswert ist; legen Sie Prioritäten fest, und bedenken Sie dabei den Arbeitsaufwand für die Pflege:
· Startseite:
Willkommensgruß, bei dem man etwas von der Kita-Atmosphäre mitbekommen soll, eventuell auch etwas über die Geschichte der Kita
· Organisatorische Infos:
– unsere Gruppen, Zeiten, Tagesablauf, Anmeldetermine…
– unsere Räume, unser Außengelände…
– unser Team
– unsere Kooperationen
– die Verpflegung bei uns
– unsere Elternarbeit
· Pädagogisches Profil:
– Unser Profil, unsere Schwerpunkte
– Unser Leitbild
– Unsere Konzeption
· Service:
– Formulare zum Download
– Elterninfos zum Download
· Aktuelles:
– Terminplanung
– Neues aus der Kita
· „Geheimeingang“ (geschützter Bereich):
– Austausch mit Eltern, unter den Eltern
– Fotogalerien, Videos…
· Impressum, Kontakt, Disclaimer: Dies ist ein wirkliches Muss!
Es muss nicht alles, was schön wäre, realisiert werden! Ein Muss sind lediglich Impressum und Disclaimer (lassen Sie sich beraten, was genau dort stehen muss) – alles andere sortieren Sie nach Prioritäten: Welche Inhalte sind Ihnen wichtig? Welche interaktiven Möglichkeiten machbar? Was muss, sollte, könnte…?
b. Erscheinungsbild
Bei Ihren Kita-Homepage-Recherchen werden Sie auf sehr unterschiedliche Gestaltungen gestoßen sein, und sicher haben Sie registriert, was Ihnen gefällt, und was nicht so sehr?
Layout ist immer auch Geschmackssache. Einige Tipps möchte ich dennoch geben:
· An vorhandenem Layout orientieren
Hat Ihr Träger Farben, Schriften, Logos mit Wiedererkennungswert? Hat Ihre Kita schon ein „eingebürgertes“ Erscheinungsbild z.B. bei Infoblättern? – Dann nutzen Sie dies. Es sei denn, sehr gute Gründe sprechen dagegen.
· Klarheit
Eine übersichtliche, klare Struktur der Seiten und der Menüführung (wie klickt man sich durch Ihre Seiten?) hilft den Besucher/innen Ihrer Homepage enorm, alles zu finden, was sie interessiert. (Hier haben Sie beim Surfen sicherlich auch gute und schlechte Beispiele gefunden?)
· Atmosphäre
Die Optik der Homepage soll „rüberbringen“, wie es bei Ihnen zugeht: freundlich, offen, kindorientiert… Haben Sie auch für den optischen Gesamteindruck gute und schlechte Beispiele im Netz gefunden? – Ich persönlich finde weder solche Kita-Sites besonders gelungen, deren Optik so angestrengt seriös wirkt wie die eines Versicherungsmaklers, noch jene grellen, bunten Seiten, die an Reklame amerikanischer Spielwarenhersteller erinnern: Beides wirkt unauthentisch und leblos. Auch bemüht „putzig-niedliche“ Seiten sprechen mich persönlich nicht an – manche Kita-Homepages wirken, als würden sich die Macher/innen selbst nicht für voll nehmen. Lassen Sie sich beraten, wie man die Atmosphäre Ihrer Kita optisch „rüberbringen“ kann.
· Die Fotofrage
Bilder machen eine Homepage lebendig – aber nur, wenn die Bilder auch lebendig sind. Weil nicht alle Eltern ihre Kinder gern im Netz wiederfinden, garnieren viele Kitas ihre Homepages mit Fotos leerer Räume. Das mag einigen Informationswert für künftige Eltern haben (aha, die Gruppenräume sind modern und bunt ausgestattet), ich finde aber, es wirkt schnell wie ein Möbelhersteller-Katalog. Andere lösen das Kinderfoto-Dilemma, indem sie Kinderfotos einer Agentur kaufen. Hier ist der Nachteil, dass diese Profifotos oft so gestellt und glatt wirken wie Reklamefotos für Kinderkleidung oder Nuss-Nougat-Creme. Die dritte Lösung sind Homepages, die gar keine Bilder zeigen. Außer vielleicht ein Foto vom Haus.
Ich persönlich finde authentische Kinderfotos „in Aktion“ am schönsten – sie dürfen allerdings in keiner Weise beschämend, peinlich und kompromittierend sein. Klären Sie mit Träger und Eltern die Fotofrage – sie gilt ja nicht nur für’s Netz, sondern auch für Flugblätter, Plakate, Berichterstattung in der Zeitung…
Es gibt auch Erwachsene, die ihr Foto nicht im Netz sehen wollen. Das muss man respektieren. Aber schauen Sie sich im Team einmal Kita-Seiten an, auf denen das Team mit Bild persönlich vorgestellt wird: Sie können sich sicher vorstellen, wie sympathisch und offen das, wenn es gut präsentiert ist, bei (künftigen) Eltern ankommt? Ähnliches gilt für Elternfotos, wenn Sie Ihre Elternarbeit vorstellen wollen.
Falls Sie sich ganz und gar gegen Fotos von Personen entscheiden: Für meinen Geschmack wirken passende Kinderzeichnungen auf jeden Fall lebendiger als „Leer-Räume“…
Tausend tolle Sachen gibt es überall zu seh’n…
Eine Homepage ist der Ort, an dem die Kita zeigt: „Seht her, das sind wir!“, an dem sie in Kontakt mit der Außenwelt tritt und kommuniziert. Sie zu erstellen ist auch immer ein Reflexionsprozess über die eigene Arbeit: Was macht uns aus? Was soll die Außenwelt unbedingt über uns wissen? – Diese Selbstvergewisserung kann auch richtig Spaß machen, und der ist dann bestimmt auch auf der fertigen Homepage zu spüren, wenn da „tausend tolle Sachen“ über Ihre Kita zu entdecken sind…
Gabriele Dahle
Zum Weiterlesen:
Infos im Netz: Über verschiedene Baukästen zum Selbermachen von Homepages findet man im Netz jede Menge Sites mit nützlichen Tipps, Anleitungen und Infos. Auch speziell für Kitas. Hier sind nur zwei davon:
www.homepage-ratgeber.de/planen/anwendungsgebiete/kindergarten/
www.homepage-erstellen.de/thema/kindergarten-homepage
Buch: In ihrem Buch „Die eigene Kita-Homepage gestalten“ haben Christina Gebauer und Yvonne Wagner viele Infos zusammengetragen: zu (möglichen / wichtigen) Inhalten, aber auch viele rechtliche Informationen (zur Fotofrage, Musik- und Textrechten, Impressum etc.). Es gibt einen praktischen Teil, der nützlich ist für Kitas, die sich an’s Selbermachen wagen und etwas tiefer in die Internet-Materie einsteigen wollen, und sich außerdem für WordPress entschieden haben: Die Umsetzungsanleitungen und –tipps beziehen sich ausschließlich auf WordPress. (C. Gebauer, Y. Wagner, Die eigene Kita-Homepage gestalten. Verlag an der Ruhr, Mülheim 2014)