Kitas in Zeiten von Corona – Erfahrungen einer Supervisorin
Am Freitag, den 13.03.20, war es soweit. Corona hatte uns alle erreicht plötzlich und unvorbereitet. Kitas und Schulen wurden geschlossen. In den nächsten Tagen wurden bei mir sämtliche Termine, sei es Leitungscoachings, Teamsupervisionen oder Workshops bis zum Ende der Osterferien abgesagt. Viele Menschen wirkten dabei auf mich verunsichert und mussten sich zunächst verständlicherweise erst einmal sortieren. Es war eine Situation, für die es kein Modell gab. Verabschiedungen von Kindern, Eltern, Kolleg*innen waren kaum möglich. Notgruppen trotz Sorge vor Ansteckung mussten organisiert werden. Mitarbeiter*innen mussten ins Homeoffice geschickt und mit Arbeit versorgt werden. Und das alles von jetzt auf gleich.
Für supervisorische Fragen war der Kopf verständlicherweise nicht frei. Wer konnte sich in diesen Tagen schon mit Fragen nach persönlichen und gruppendynamischen Auswirkungen einer solchen Krise beschäftigen, nach pädagogischer Arbeit in Zeiten des Notstandes, nach Beziehungsarbeit ohne Face to face Kontakt.
Aus meiner Wahrnehmung hat sich diese Situation in den letzten zwei Wochen sehr verändert – und zwar zum Postiven..Viele Kita-Leitungen, mit denen ich im telefonischen Austausch stehe, haben für ihre Einrichtung und ihre Mitarbeiter*innen eine gute Struktur geschaffen. Die Mitarbeiter*innen arbeiten zuhause engagiert an pädagogischen Konzepten, der Umsetzung der Bildungsgrundsätze in ihrer Kita und stehen dabei z.T. im regen Austausch via Telefon oder Skype. Eltern werden tägliche Sprechzeiten zur Verfügung gestellt, um sich über Ängste, An- und Überforderungen auszutauschen oder auch ganz praktisch nach kreativen Angeboten für ihre Kinder zu fragen. Die Notbetreuungen sind geregelt und die Anzahl der dort betreuten Kinder sind häufig viel geringer als erwartet. Das Interesse an supervisorischen Fragestellungen wächst bei vielen Kita-Leitungen. Fragen wie: Wie begleite ich Kollegen*innen im Homeoffice, die sich schwer damit tun, sich dort eine eigene Struktur zu schaffen? Wie binde ich nach der Schließzeit die vielen individuellen Ideen, die die Einzelnen in dieser Zeit erarbeitet haben, anschließend in unseren gemeinsamen pädagogischen Alltag und unser Konzept ein. Welche gruppendynamischen Auswirkungen hat diese verordnete Vereinzelung für unser Team? Wie kann ich als Leiter*in den Wiedereinstieg für die Kinder und auch Eltern ermöglichen? Wie schaffe ich den Kindern, wenn sie nach Wochen zurück in die Kita kommen, einen Raum, ihre Erfahrungen der Enge, der reduzierten sozialen Kontakte, der „Ausbrüche“ in den Familien … zu erzählen bzw. zu verarbeiten. Anders als die dreiwöchige Schließzeiten im Sommer, war dies eine Auszeit ganz anderer Art.
Kontakt Claudia Rosemann