Lockdown wird wohl fortgesetzt Uneinigkeit bei Kitas und Schulen

Die Äußerungen der Politik in den letzten Tagen, die in die Medien gelangen, gehen durchgängig in die Richtung, dass der aktuelle Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert wird - mindestens um zwei, vielleicht auch um drei Wochen. Es scheint so, dass sich die Ministerpräsident*innen hier vom Grundsatz – anders als im Oktober, als der Lockdown Light beschlossen wurde - dieses Mal untereinander und auch mit der Bundeskanzlerin einig sind. Am kommenden Dienstag (5.1.2021) `schalten´ sie sich zusammen.

Uneinigkeit besteht aber vor allem darüber, wie mit den Kitas und den Schulen ab dem 10.01.2021 umgegangen werden soll. Darüber wollen die Kultusminister*innen sich am Montag (4.1.2021) verständigen. „Im Grunde gibt es den breiten Wunsch, möglichst schnell wieder Präsenzunterricht für alle zu ermöglichen.“ (Süddeutsche Zeitung [SZ] 02./03.01.2021, Seite 1). Die baden-württembergische Kultusministerin Eisenmann wirbt dafür, Kitas und Grundschulen ab dem 11. Januar „unabhängig von den Inzidenzzahlen“ (ebd.) wieder zu öffnen. „Damit hat sich Eisenmann zum Teil heftige Kritik eingehandelt.“ (Ebd.) Die „Bildungsressorts in Berlin und Hamburg (haben) bereits die Verlängerung des Fernunterrichts bis zum 17. Januar angekündigt.“ (Ebd.)

Suche nach situationsangemessenen Lösungen statt Prinzipienstreit
Natürlich sind die Betreuung von Kindern in den Kitas und der Präsenzunterricht in den Schulen wünschenswert und aus Sicht der Kinder sowie der Schüler*innen in der Regel die beste Lösung. Es macht aber wenig Sinn, daraus ein Prinzipienstreit zu machen. Es geht darum, mit Blick auf die Entwicklungszahlen der Infektionszahlen vor Ort verantwortbare und passgenaue Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Auch wenn die Infektionszahlen insgesamt sehr hoch sind, gibt es lokal nach wie vor große Unterschiede. Diese – und vor allem auch das konkrete Infektionsgeschehen in einzelnen Kitas und Schulen, soweit dazu Zahlen vorliegen – sollte durchgängig (mehr) Berücksichtigung finden. Dies setzt voraus, dass die bundes- bzw. landesweiten Vorgaben diesen Spielraum für die Akteure vor Ort auch zulassen und unterstützen. Hierzu ein Beispiel aus NRW, das diese Anforderung (leider) nicht erfüllt.

Verunsicherung in den Kitas
Die Landesregierung hat in der Woche vor Weihnachten „an seiner Betreuungsgarantie für die Kita-Kinder“ festgehalten „und lediglich an die Eltern appelliert, die Kleinen nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen.“ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung [WAZ] 18.12.2020, Tagesthema). Dies hat zu großer Verunsicherung in den Kitas geführt, weil diese Vorgabe des Landes keinerlei Entscheidungskriterien beinhaltet – weder über die Höhe der lokalen Infektionszahlen noch über die beruflichen bzw. häuslichen Belastungen der Eltern, die eine Betreuung in der Kita rechtfertigen. Und auch nicht darüber, wer letztendlich die Entscheidung trifft, ob ein Kind in der Kita betreut wird oder nicht. Möglicherweise wollte sich die Landesregierung kurz vor Weihnachten bei den Eltern beliebt machen?!? Sie hat sich aber, um es einmal deutlich auszudrücken, aus der Verantwortung gestohlen. Hier ist jetzt dringender Handlungs- und Gestaltungsbedarf.

Schulen
Hier geht es darum, den Prinzipienstreit zum Präsenzunterricht zu beenden und den Schulen lokal mit Blick auf das Infektionsgeschehen, die vor Ort sehr unterschiedlichen digitalen Möglichkeiten und räumliche Ressourcen den Spielraum einzuräumen, den diese benötigen, um im Spannungsfeld zwischen Reduzierung von Infektionen und dem Recht auf Bildung die bestmöglichen Lösungen zu finden und umzusetzen. Daran wird in den nächsten Monaten zu arbeiten sein, da die Pandemie und die mit dieser verbundenen Risiken und Einschränkungen den Schulbetrieb (und nicht nur diesen) noch viele Wochen – möglicherweise bis zum Ende des Schuljahres – beeinträchtigen werden. Nach wie vor nicht angegangen wird die schon häufiger von verschiedenen Seiten erhobene Forderung, die in vielen Schulen angespannte personelle Situation durch die Einbindung von Lehramtsstudent*innen zu entlasten.

2021
Auch wenn jetzt die ersten Impfungen durchgeführt werden, wird uns die Pandemie und der Umgang mit dieser in diesem Jahr noch viele Monate beschäftigen. Es gilt die vorhandenen Ansätze und Konzepte umzusetzen, zu verbessern und weiterzuentwickeln… Wie schwierig die Entwicklungen in den nächsten Monaten im Detail vorherzusehen sind, wird deutlich wenn man das Interview liest, das Michael Schrader Ende Oktober Zeitschrift KiTa aktuell zum Umgang der Landesregierung mit der Coranakrise in den Kitas gegeben hat. Das vollständige Interview finden Sie hier.