Dies hat das Leitungsteam neun katholischer Einrichtungen im Rheinland Ende Juni getan und sich mit den folgenden drei Fragen auseinandergesetzt: Frage 1: Was ist gut (+++) gelaufen in den letzten 3,5 Monaten? Frage 2: Was hat nicht so gut (—) gepasst? Frage 3: Und woran müssen wir in der nächsten Zeit weiter arbeiten (to do)? Jede der drei Fragen wurde mit Blick auf die Kinder, die Zusammenarbeit mit den Eltern, die Kommunikation und Zusammenarbeit im Team sowie die Kooperation mit dem Träger beantwortet.

4 Phasen seit dem 16.3. (NRW)
Zunächst noch einmal die Phasen der letzten Monate im Überblick:
Phase 1, ab 16.3.: Lockdown (= alle Kinder bleiben zuhause) außer der Notbetreuung  für Kinder, von denen beide Elternteile in systemrelevanten Berufen tätig sind. Die Quote der anspruchsberechtigten Kinder lag bei deutlich unter 5 Prozent (siehe statista). Phase 2, ab 14.5.: Die Ausweitung der Notbetreuung auf Kinder von Alleinerziehenden, Schulkinder aus wirtschaftlich schwächer gestellten Familien, 1 Elternteil in systemrelevanten Berufen, Kinder mit Behinderungen ; und ab 28.5. wieder alle Schulkinder (siehe Blogs vom 4.5.2020 und 11.5.2020). Phase 3, ab dem 8.6.:-Der Einstieg in die eingeschränkte Regelbetreuung mit reduzierten Öffnungszeiten (Blog vom 8.6.2020). Phase 4, ab dem 17.8.: Die vollständige Rückkehr zum Regelbetrieb (siehe Blogs vom 3.8.2020 und 13.8.2020).

Perspektive Kinder
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– Die in der Notbetreuung teilweise mögliche 1:1-Betreuung hat einigen Kindern sehr gut getan. Sie haben viel schneller ins Spiel gefunden als in den vollständig besetzten Gruppen.
– Die allermeisten Kinder haben nach der langen Zeit zuhause sehr schnell und sehr gut wieder in ihren Kita-Alltag reingefunden.
– Durch die Übergabe der Kinder beim Bringen und Abholen an der Außentür sind diese selbstständiger geworden; übernehmen z.B. Verantwortung für ihren Rucksack.
– Viele Kinder haben für sich gute Möglichkeiten der distanzierten (= ohne anfassen) Kontaktaufnahme (z.B. Winken, Verbeugung, Zuruf etc.) entwickelt.
– Abschlussfest der Vorschulkinder ohne Eltern war viel entspannter als dies in den Vorjahren mit Beteiigung der Eltern der Fall war.
– Ein Teil der Kinder hat sich in den neu zusammengesetzten „Corona“gruppen sehr wohgefühlt.
– Die Vorschulkinder haben wir gruppenübergreifend zusammengefasst. Das hat denen gut getan und gut gefallen.
– Die älteren U3-Kinder haben wir, nachdem sie wieder in die Kita durften, schon ihren zukünftigen Ü3-Gruppen zugeordnet. Das hat gut geklappt.

– Die Einrichtungen, die offen oder teiloffen arbeiten, konnten dieses Konzept nicht mehr umsetzen.
– Viele Kinder fühlten sich in ihren Bewegungs- und Kontaktmöglichkeiten eingeschränkt, weil sie sich nur in ihrem Gruppenraum aufhalten durften.
– Der Flur ist als Spielbereich entfallen.
– Die Partizipation der Kinder haben wir ziemlich eingeschränkt.
to do
– Kurzfristig steht die Verabschiedung der Schulkinder an.
– Wir müssen auch unter Coronabedingungen die Partizipation der Kinder ermöglichen und wieder ausweiten.
– Wir wollen die Übergabe der Kinder beim Bringen und beim Abholen – nach den sehr positiven Erfahrungen mit der Übergabe an der Tür – kürzer und abgegrenzter gestalten. – Mit der Gestaltung der Übergabe der Kinder hat sich schon 2009 eine städtische Kita in Willich auseinandergesetzt und für die morgendliche Bringssituation eine Rezeption zur Übergabe der Kinder eingerichtet.

Perspektive Eltern
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– Insgesamt haben wir die Eltern als verständnisvoll und kooperativ erlebt.
– Wir haben wichtige Dinge per Mail kommuniziert.
– Wir haben alle Familien zuhause besucht.
– Wir sind in unserer Lotsenfunktion weitgehend akzeptiert worden. Die Eltern haben sich bei Bedarf gemeldet.
– Die Eltern haben sich in/über den Elternrat eingebracht.
– Die Eltern sind mehr zusammengerückt.

– Insgesamt waren der Kontakt zu/die Kommunikation mit den Eltern deutlich eingeschränkt.
– Mit einigen Eltern gab es Konflikte im Zusammenhang mit der Notbetreuung. Nicht alle Eltern fühlten sich gleich behandelt.
– Für zwei neue Leitungen war die Kontaktaufnahme zu/das Kennenlernen der Eltern schwierig und zog/zieht sich in die Länge.
to do
– Wir wollen die in der Coronazeit intensivierte digitale Kommunikation mit den Eltern beibehalten und ausweiten, z.B. Speiseplan per Mail, Eltern-App (Kita plus) etc.
– Wir wollen die Kontakte der Eltern untereinander (weiter) intensivieren.
– Wir wollen zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Eltern unser Beschwerdemanagement ausbauen und verbessern. Dies ist das einrichtungsübergreifende Projekt im Rahmen der Qualitätsentwicklung.

Perspektive Team
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– Wir haben die Teams neu gemischt, zusammengestellt; die Kolleg*innen haben sich besser kennen gelernt.
– Wir mussten neu Kommunikationswege entwickeln (z.B. Kita – Home Office).
– Wir haben digitale Kommunikationsmethoden erprobt und u gesetzt.
– Dabei haben wir haben eine Wahrnehmung davon bekommen, wer in den Teams besonders gut in Kommunikation aufgestellt ist
– Die Kommunikation im Team ist deutlich intensiver als vor Corona.
– Aufgrund der vielen Veränderungen, Unsicherheiten, aber auch Vorgaben hat Leitung „strenger“ geführt.
– Insgesamt haben wir wenig Mitarbeiter*innen (MA) im Risikobereich. Und: Risiko-MA wollen vor Ort arbeiten.

– Bei der digitalen Kommunikation fehlen oft die Gefühle.
– Sich auf Neues einlassen, ist manchmal schwierig (Widerstände!) und muss trainiert werden.
– Die vielen Veränderungen, neuen Anforderungen, Umstellungen etc. legen teilweise wie im Brennglas Kompetenzen und vor allem auch Defizite im Team, aber auch bei einzelnen MA offen. Damit angemessen, team-, MA- und lösungsorientiert umzugehen, ist nicht immer einfach.
– In der Anfangsphase drohte eine Spaltung in manchen Teams: Notbetreuung versus Home Office.
– Die Stimmung im Team kann kippen, wenn mehrere MA zur Risikogruppe gehören und zuhause bleiben. Auch wegen der damit verbundenen Überforderung der Restteams in der Kita.
to do
– Risiko-MA zeitnah klären, damit wir die personelle Besetzung vor Ort kennen und Aufgaben für das Home Office verabreden können.
– Das Brennglas (siehe oben) verdeutlicht, wo unsere Stärken sind, aber auch woran wir arbeiten müssen.
– Wir sollten unseren Alltag, unsere Arbeitsteilung kompetenzorientierter organisieren. Jede*r kann/soll seine Stärken einbringen (und arbeitet an seinen Schwächen!).
– Wir werden die Kleinteams in Zukunft kontinuierlich verändern; z.B. werden Bezugspersonen mit den Kindern von U3 nach Ü3 wechseln. Insgesamt wird dadurch das Gemeinschaftsgefühl im Grossteam gestärkt.

Perspektive Träger
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– Leitungsrunde konnte im großen Gemeindesaal analog stattfinden.
– Es gab regelmäßige Treffen mit dem Träger.
– Es gab verbindliche Absprachen und Vorgaben für ALLE Einrichtungen.
– Der Träger hat kritische, einschränkende Maßnahmen etc. direkt an die Eltern kommuniziert.
– Der Träger hat die neuen Leitungen gut dabei unterstützt, in ihre neue Rolle herein zu finden.
– Der Träger hat sich mit Blick auf mögliche Kritik seitens der Eltern offensiv positioniert: „Wir stehen vor Ihnen!“

to do

– Fortsetzung der intensiven Zusammenarbeit

Die hier dokumentierten Ergebnisse des Reflexions- und Lernprozesses der Leitungen fanden im Rahmen einer Sitzung des Qualitätszirkels statt, an dem auch der Träger sowie ein externer Experte beteiligt waren. Sie, die Ergebnisse, lassen sich nicht eins zu eins auf jede beliebige andere Kita übertragen. Was man aber daraus lernen kann: Corona ist neben allen Einschränkungen und Widrigkeiten auch eine Chance zum Teambuilding. Jede Kita kann sich auf IHREN Weg machen.