Die Unsicherheit nimmt zu – Corona-Neuinfektionen mit 2.503 am Freitag (25.9.2020) auf dem Höchststand nach der Sommerpause

Die Alltagshelfer*innen kommen in vielen Kitas gut an!
Weltweit steigen die Infektionszahlen weiter an. In den USA sind bisher über 200t Menschen an COVID-19 gestorben (Westdeutsche Allgemeine Zeitung [WAZ] vom 26.9.2020). Auffällig ist, dass Afrika bisher relativ glimpflich davon gekommen ist. Expert*innen führen dies darauf zurück, „dass viele (afrikanische) Länder Erfahrung im Umgang mit Seuchen hätten und frühzeitig Reisebeschränkungen, Ausgangssperren und Schulschließungen durchsetzten“. Dazu komme das „niedrige Durchschnittsalter“ der Bevölkerung: 60 Prozent unter 25 Jahren (ebd.) Europa: Bis auf Polen sind alle Nachbarbarstaaten Deutschlands mittlerweile vollständig zu Risiko- oder –Risikoteilgebieten erklärt worden. In Frankreich stiegen die täglichen Infektionszahlen auf über 16t. Und wir stehen erst am Beginn des Herbstes.

Lokale Coranabremse
Hamm ist aktuell der Spitzenreiter in NRW mit Neuerkrankungen von 99,2 pro 100t Einwohner am letzten Freitag (WAZ vom 26.9.2020, Seite 1). Der Auslöser dafür eine „türkische Großhochzeit“ (ebd.). Insofern scheint es angemessen, dass die Stadt „eine neue Allgemeinverfügung in Kraft gesetzt (hat…), die für private Feiern von 51 bis 150 Teilnehmern eine Genehmigungspflicht vor“sieht (ebd.). Insgesamt sind auch neun Schulen in Hamm betroffen: „(M)ehr als 40 Infizierte Kinder und Jugendliche… Nur in einem Fall gebe es keine Verbindung mit der Hochzeit“ (ebd. vom 25.9.2020). In den `heute nachrichten´ (26.9.2020) wird berichtet, dass der Deutsche Landkreistag bundesweit restiktivere Auflagen für private Feiern, vor allem eine Beschränkung der Gäste auf 50 oder weniger fordert. Die Landesregierung NRW betont zur Mitte der letzten Woche noch mal, dass sie am „Prinzip der lokalen Corona-Bremse“ festhalte (ebd. vom 23.9.2020, Seite 1). Es müssten jeweils vor Ort schnell wirksame Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionsgefahren getroffen werden, um einen „flächendeckenden Lockdown“ (ebd.) möglichst zu vermeiden. „Noch ist offen, ob die Bundesrepublik auch die zweite Welle besser übersteht als viele andere Staaten – oder ob sich auch hier eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus anbahnt.“ (Süddeutsche Zeitung [SZ} vom 25.9.2020. Seite 1) Für die Forschungsgesellschaften Fraunhofer, Helmholtz, Leibniz und Max Planck „spielt das Testen und Isolieren von Infizierten sowie das Nachverfolgen von Kontaktpersonen eine entscheidende Rolle. Damit ließe sich ein großer Teil der Ansteckungen verhindern. Allerdings nur solange die Fallzahlen so niedrig sind, dass das Personal in den Gesundheitsämtern hinterkommt.“ (Ebd.)

Alltaghelfer*innen
Seit dem 3. August (Blog 18.7.2020) können die Kita-Teams sich von Alltagshelfer*innen unterstützen lassen. Mittlerweile sind diese in vielen Kitas auch angekommen. Die Teams fühlen sich durch diese Unterstützung deutlich entlastet. Darüber hatten wir schon berichtet (Blog 14.9.2020). Diese positive Einschätzung hat sich in weiteren Kontakten mit katholischen Einrichtungen im Rheinland und Elterninitiativen in Münster bestätigt. Es lassen sich drei Rekrutierungsfelder identifizieren: 1. Studierende, die durch Corona ihren Minijob zum Beispiel in der Gastronomie verloren haben und Interesse an der Arbeit mit Kindern haben. 2. Hauwirtschaftskräfte, die schon in der Kita tätig sind und ihre Stundenzahl ausweiten. 3. Elternteile, die sich vorstellen können, für eine gewisse Zeit, diese Rolle einzunehmen. Hierbei bietet es sich, dass die Eltern nicht in der Kita tätig werden, die ihr Kind besucht, sondern in einer anderen Einrichtung des Trägers. Die Entscheidung der Landesregierung, dass das Programm 2021 fortgesetzt wird (Blog 14.9.2020), zeugt in diesem Falle von Weitsicht und schafft Planungssicherheit für die Einrichtungen und Träger. Diese würden wir uns auch für den den

Offenen Ganztag
wünschen. „`Die Offenen Ganztagseinrichtungen (OGS) dürfen bei den großen Herausforderungen dieser Zeit nicht im Stich gelassen werden`, heißt es in einer Pressemitteilung der AWO, die 15 Schulen in Bochum betreut…. `Die zusätzlichen Belastungen müssen bislang durch vorhandenes Personal aufgefangen werden, obgleich die Ausstattung und die finanziellen Mittel für den Offenen Ganztag seit Jahren nicht ausreichend sind.`“ Die Awo fordert als eine mögliche Hilfeleistung „eine Maßnahme analog der NRW-Landesinitiative `Kita-Helfer´“ (WAZ vom 25.9.2020, Lokales Bochum) Dies lehnt die Landesregierung bisher ohne eine nachvollziehbare Begründung ab (Blog 14.9.2020: „Klagen über Chaos im Offenen Ganztag“). Es ist zu hoffen, dass sie dies zeitnah korrigiert.

Schulgipfel im Kanzleramt – „Trauerspiel“
So ist der „Kommentar von Jörg Quoos zum Schulgipfel“ (WAZ vom 23.9.2020) überschrieben. Er weist zu Recht daraufhin, dass seit dem 16.3., als die ersten Schulen geschlossen wurden, 192 Tage vergangen sind, ohne dass die Digitalisierung der Schulen wirklich voran gekommen ist. „Über ein Jahr nach Beginn des Digitalpakts Schule waren Ende August von den fünf Milliarden Euro Fördergeld nur 15,7 Millionen abgeflossen. (Ebd. 21.9.2020, Tagessthema) Dies schränkt die Schulen im Umgang mit der Pandemie und der Umsetzung präventiver Maßnahmen (Blog 20.9.2020) deutlich ein. V.a. kleinere Klassengrößen und die Umsetzung hybrider Formen des Unterrichts (= ein Teil der Schüler*innen ist in der Präsenz, ein anderer Teil nimmt von zuhause in Form von Distanzunterricht teil) sind ohne die entsprechende digitale Ausstattung und deren kompetente Anwendung durch die Lehrkräfte nicht umsetzbar. In Bochum wird es beispielsweise noch bis Mitte 2022 dauern, bis alle Schule an das Breitbandnetz angeschlossen sind (Blog 14.9.2020). Dieses kurzfristig kaum zu lösende Dilemma erhöht entweder die Infektionsrisiken in den Schulen oder verstärkt wieder die Benachteiligung von Schüler*innen aus sozial schwachen Familien, wenn Klassen oder ganze Schulen in Quarantäne geschickt werden müssen. Beide Risiken gilt es in den nächsten Wochen durch die konsequente Ausstattung von Klassenräumen mit leistungsstarken Luftfiltergeräten (Kosten ca. 3t EURO pro Stück, SZ vom 18.9.2020, Wissen) und durch kostenlose Unterstützungs- und Nachhilfeangebote zu reduzieren. Letzteres hat Saskai Esken (SPD-Parteivorsitzende) auf dem Bildungsgipfel gefordert. Das wäre das Mindeste! Perspektivisch geht es darum den Investitionsrückstand an den deutschen Schulen in Höhe von 44,2 Milliarden Euro und den zunehmenden Lehrermangel konsequent anzugehen. Worauf wartet die Politik? „Ausgerechnet die Institutionen, die den Nachwuchs von Europas führender Insdustrienation ausbilden, dämmern immer noch in der analogen Steinzeit.“ (WAZ, Kommentar Jörg Quoos, 23.9.2020). Es gibt viel zu tun!